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Immanuel Kant

Der gewöhnliche Probierstein: ob etwas blosse Ueberredung, oder wenigstens subiective Ueberzeugung, d. i. festes Glauben sey, was iemand behauptet, ist das Wetten. Oefters spricht iemand seine Sätze mit so zuversichtlichem und unlenkbarem Trotze aus, daß er alle Besorgniß des Irrthums gänzlich abgelegt zu haben scheint. Eine Wette macht ihn stutzig. Bisweilen zeigt sich: daß er zwar Ueberredung genug, die auf einen Ducaten an Werth geschäzt werden kan, aber nicht auf zehn, besitze. Denn, den ersten wagt er noch wol, aber bey zehnen wird er allererst inne, was er vorher nicht bemerkte, daß es nemlich doch wol möglich sey, er habe sich geirrt. Wenn man sich in Gedanken vorstellt: man solle worauf das Glück des ganzen Lebens verwetten, so schwindet unser triumphirendes Urtheil gar sehr, wir werden überaus schüchtern und entdecken so allererst, daß unser Glaube so weit nicht zulange.

Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, 1781/1787, A824-5/B852-3

Immanuel Kant

Der letztere, der die Waage des Rechts und nebenbei auch das Schwert der Gerechtigkeit sich zum Symbol gemacht hat, bedient sich gemeiniglich des letzteren, nicht um etwa bloß alle fremde Einflüsse von dem ersteren abzuhalten, sondern wenn die eine Schale nicht sinken will, das Schwert mit hinein zu legen (vae victis)[.]

Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden, 1795, Zusatz 2