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Arthur Schopenhauer

Denn grenzenloses Mitleid mit allen lebenden Wesen ist der festeste und sicherste Bürge für das sittliche Wohlverhalten und bedarf keiner Kasuistik, Wer davon erfüllt ist, wird zuverlässig Keinen verletzen. Keinen beeinträchtigen, Keinem wehe thun, vielmehr mit Jedem Nachsicht haben. Jedem verzeihen. Jedem helfen, so viel er vermag, und alle seine Handlungen werden das Gepräge der Gerechtigkeit und Menschenliebe tragen. Der Geschmack ist verschieden; aber ich weiß mir kein schöneres Gebet, als Das, womit die Alt-Indischen Schauspiele (wie in früheren Zeiten die Englischen mit dem für den König) schließen. Es lautet: “Mögen alle lebende Wesen von Schmerzen frei bleiben.”

Arthur Schopenhauer, Über die Grundlage der Moral, 1840

Arthur Schopenhauer

Denn, wie unser physischer Weg auf der Erde immer nur eine Linie, keine Fläche ist; so müssen wir im Leben, wenn wir Eines ergreifen und besitzen wollen, unzähliges Anderes, rechts und links, entsagend, liegen lassen. Können wir uns dazu nich entschließen, sondern greifen, wie Kinder auf dem Jahrmarkt, nach Allem was im Vorübergehen reizt; dann ist dies das verkehrte Bestreben, die Linie unseres Wegs in eine Fläche zu verwandeln: wir laufen sodann im Zickzack, irrlichterlieren hin und her und gelangen zu nichts.

Arthur Schopenhauer, Die Kunst, glücklich zu sein, sect. 3